Spielfilm nach dem gleichnamigen Roman von Siegfried Lenz, Deutschland 2019, Regie: Christian Schwochow, 125 min – ab Klasse 10
Zwischen Pflichterfüllung und individueller Verantwortung
Der Zweite Weltkrieg ist vorüber. Im Norden Deutschlands sitzt Siggi Jepsen in einer Besserungsanstalt ein. Als er einen Aufsatz über die „Freuden der Pflicht“ verfassen soll, findet er keinen Anfang. Zur Strafe muss er die gestellte Aufgabe in Einzelhaft beenden. Als der Jugendliche zu schreiben beginnt, taucht er haltlos in seine Kindheitserinnerungen ein: Er erzählt von seinem autoritären Vater Jens Ole Jepsen, ein dem NS-Regime ergebener Dorfpolizist, der in den letzten Kriegsjahren seinem Freund, dem Maler Max Ludwig Nansen, ein Malverbot überbringen und dieses überwachen muss. Sein übersteigertes Pflichtbewusstsein treibt ihn zur radikalen Ausführung dieser Aufgabe an. Selbst seinen Sohn bezieht er in die Überwachung des Verbots mit ein. Aber auch der Maler setzt auf die Unterstützung des Jungen. Als Siggi beginnt, den Maler zu decken und seine Bilder zu retten, gerät er zwischen die Fronten.
Mit DEUTSCHSTUNDE bringt Regisseur Christian Schwochow den gleichnamigen Roman von Siegfried Lenz eindrucksvoll auf die Kinoleinwand. Im Figurenensemble und den Erzählsträngen auf das Wesentliche verdichtet und in seiner historischen Anlage auf die übliche Symbolik beinahe gänzlich verzichtend, formt der Film seine Erzählung zu weiten Teilen im filmischen Subtext: Karge Dialoge und eine subtil platzierte Motivsprache erzeugen dabei eine Mehr-deutigkeit, die vielseitige Zugänge erlaubt. Der dramaturgisch wie ästhetisch angelegte Brückenschlag zwischen Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft lädt zur Erörterung des Pflicht- und Verantwortungsbegriffs ein und wirft Fragen nach dem Verhältnis zwisch-en Individuum und Gesellschaft, zwischen Kunst und Macht auf.
Am Dienstag, 12.11.2019 um 9 Uhr ist Drehbuchautorin Heide Schwochow zu Gast im Kino Toni – Weißensee.
Begleitmaterial zum Film:
OmU Original mit Untertiteln
Mit Filmgespräch
Mit Gast
Mit Workshop
Mit Kinoseminar der Bundeszentrale für politische Bildung