Die ostdeutsche Region Lausitz liegt zwar nur zwei Stunden von Berlin entfernt, ist vielen aber wohl trotzdem kaum ein Begriff. Dabei versorgt sie schon seit über 100 Jahren das Land mit Energie. Die Braunkohleindustrie ist hier nicht nur der wichtigste Arbeitgeber, sondern prägt auch Landschaften, Alltag und regionale Identität. Der angekündigte Kohleausstieg ist deshalb für viele mit Unsicherheit und Zukunftsangst verbunden – dabei schwingt immer das Trauma der Nachwendezeit mit, als plötzliche Deindustrialisierung zu Massenarbeitslosigkeit führte. Für andere in der Region kann der umweltschädliche Abbau fossiler Brennstoffe dagegen nicht schnell genug enden.
Britt Beyers Dokumentarfilm porträtiert eine Region auf Identitätssuche. Er begleitet vier Lausitzer*innen, die jeweils unterschiedlich auf den Kohleausstieg reagieren. Der Lokalpolitiker Torsten Pötzsch sieht im Strukturwandel eine Chance und für seine Stadt eine Zukunft als Bildungs- und Innovationsstandort. Umweltaktivistin Rebekka Schwarzbach engagiert sich für den Erhalt verbliebener Waldflächen und für die nachhaltige Renaturierung stillgelegter Reviere. Die Baggerführerin Silke Butzlaff hat ihr gesamtes Arbeitsleben im Tagebau verbracht: Sie fürchtet die vorschnelle Abwicklung ihrer Region ohne konkrete und glaubwürdige Perspektiven. Der Gewerkschafter Lars Katzmarek kämpft – auch mit selbstgeschriebenen Raps – für den Erhalt sicherer Industriearbeitsplätze. Der Film begegnet seinen Protagonist*innen und ihren Standpunkten unvoreingenommen und mit großer Offenheit. So schafft er Verständnis für alle Seiten der Debatte und zeigt, dass es darin keine klaren, einfachen Lösungen gibt. Historische Aufnahmen aus DDR- und Nachwendezeit ergänzen das neu gedrehte Filmmaterial und öffnen schlaglichthafte Rückblicke auf die Entwicklung der Region.