Unzählige Kunst- und Kulturgüter wurden während der europäischen Kolonialherrschaft vom afrikanischen Kontinent geraubt. Noch heute lagern sie in den Vitrinen und Depots deutscher, britischer oder französischer Museen. 26 solcher Objekte wurden 2021 aus dem Pariser Musée du quai Branly in ihr Ursprungsland, die heutige Republik Benin, zurückgeführt – darunter mehrere lebensgroße Statuen aus dem westafrikanischen Königreich Dahomey. Der experimentelle Dokumentarfilm begleitet ihre Rückkehr, von der behutsamen Vorbereitung für den Transport bis zur erstmaligen Ausstellung in einem Museum in Benin.

Wie kann ein Dokumentarfilm der Debatte um Restitution und postkoloniale Aufarbeitung gerecht werden? Regisseurin Mati Diop wählt eine vielstimmige Form, die beobachtende mit fantastischen Elementen verwebt. In einem ersten Teil filmt sie den Prozess der Rückführung in beobachtenden, fast andächtigen Einstellungen. Im Zentrum des zweiten Teils steht eine lebhafte Diskussion zwischen Studierenden an der Abomey-Calavi-Universität in Benin, die verschiedene Perspektiven auf das Thema Restitution eröffnet: Welche Rolle spielen Kunst- und Kulturgüter für eine kollektive Identität? Sollten rituelle Gegenstände überhaupt in einem Museum ‚eingesperrt‘ werden? Und ist die Einwilligung der französischen Regierung, 26 Objekte öffentlichkeitswirksam zurückzugeben, angesichts tausender geraubter Artefakte nicht bloß Heuchelei? In experimentellen, poetischen Einspielern gibt der Film den Objekten selbst eine Stimme: Im Voice-Over erzählt eine der Statuen stellvertretend ihre Geschichte. Durch seine beobachtende Haltung und die ungewöhnliche Form fordert DAHOMEY dem Publikum Einiges ab. Belohnt wird man mit einem  vielschichtigen, poetischen und erhellenden Blick auf Fragen rund um (Post-)Kolonialismus und Restitution.

Originalfassung auf Französisch, Fon, Englisch mit deutschen Untertiteln.