Nach 672 zähen Verhandlungstagen wurde am 1. August 1975 die Schlussakte von Helsinki unterzeichnet: das Abschlussdokument der Konferenz über Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa (KSZE). 35 Staaten hatten sich an dem diplomatischen Prozess beteiligt, darunter die USA und die Sowjetunion. Und obwohl die Konferenz lange als bedeutungsloses Spektakel galt, wirkte das Dokument im folgenden Jahrzehnt als Katalysator für wichtige Veränderungen. Es entschärfte nicht nur den Kalten Krieg – durch Forderungen nach mehr Reise- und Informationsfreiheit stärkte es auch Reformbewegungen in Osteuropa, die schließlich zum Fall des Eisernen Vorhangs beitrugen.
So jedenfalls argumentiert der finnische Filmemacher Arthur Franck. Sein Film wählt einen sehr persönlichen Zugangzur Geschichte: Im Zentrum steht weniger eine lineare Aufbereitung und Einordnung der KSZE, als Francks eigene Beschäftigung mit ihren Aufzeichnungen und Protokollen. Die wirken auf ihn zunächst sterbenslangweilig und absurd, aber auch faszinierend: Wie kann es sein, dass sich inmitten eines aufgeheizten Konflikts die Kontrahenten gemeinsam an einen Tisch setzen, Smalltalk halten, jahrelang akribisch über die Formulierung einzelner Paragraphen verhandeln? In mehreren kurzen Kapiteln arbeitet Franck Aspekte des Kontexts, des Ablaufs und der Nachwirkungen der Konferenz heraus. Dabei nutzt er ausschließlich montiertes Archivmaterial und mithilfe von KI vertonte Konferenzprotokolle. Immer wieder thematisiert er im Voice-Over sein Vorgehen und legt offen, wie er mit den Materialien umgegangen ist. Der offensichtlichen Trockenheit seines Themas begegnet er mit selbstironischem Humor, um dann die Perspektive zu wechseln: Brauchen wir gerade jetzt nicht eigentlich mehr langwierige und langweilige Diplomatie, wenn die Alternative der Griff zur Waffe ist?