Über 60 Jahre nach Beginn des ersten Frankfurter Auschwitz-Prozesses und dem darauf fußenden Theaterstück „Die Ermittlung“ von Peter Weiss bringt der Film in einem erinnerungskulturell bedeutsamen Versuch die darin überlieferte Zeugenschaft auf die Kinoleinwand. 18 Angeklagte, die des Mordes und der Beihilfe zum Mord beschuldigt sind, stehen 39 Zeug*innen gegenüber. Diese geben ihre Erinnerungen an die Lagerzeit in Auschwitz sachlich zu Protokoll. Anhand ihrer Schilderungen über die Taten der Lagerverantwortlichen werden auch Details des menschenverachtenden KZ-Systems, in dem sie handelten, anschaulich.
In einer ausgefeilten, wenn auch reduziert wirkenden filmischen Installation mit mehreren beweglichen Kameras und nur wenigen dramaturgischen Akzentuierungen greift RP Kahls Film fast den vollständig aufgenommenen Text von Peter Weiss auf, verteilt aber die Passagen auf mehr Sprecher*innenrollen. So wird DIE ERMITTLUNG zu einem Ensemblefilm, der in seiner Inszenierung und visuellen Umsetzung Theaterbühne mit Broadcasting-Sehgewohnheiten verknüpft und über die wirkungsvolle Darstellung der Schauspieler*innen Abstraktion aufhebt. Anders als konventionelle Gerichtsdramen sowie eine Vielzahl fiktionaler Annäherungen mit entsprechenden Emotionalisierungsstrategien kontrastieren Opfer- und Täterperspektiven hier umso wirklichkeitsnäher, die Konzentration aufs Wesentliche verdichtet stets die Opfersicht.