Nur wenige Wochen trennen Joe von der Freiheit. Nach mehreren Monaten in einer Jugendstrafanstalt bereitet sich der 17-Jährige auf seine Rückkehr in das Leben außerhalb der Gefängnismauern vor – unsicher, was ihn erwartet. Doch als Neuzugang William einzieht, beginnt sich die Bedeutung von Freiheit für ihn zu verändern. Mit wachsender Begierde umkreisen sich Joe und William, kommen sich näher, verlieben sich. Die Sehnsucht nach Freiheit geht in der Erfüllung von Leidenschaft auf, Sicherheit in einem geteilten Schutzraum, wie ihn nur erwiderte Liebe geben kann.
In seinem Debütfilm erzählt Zeno Graton von zwei jungen Männern, die für ihre Liebe im wahrsten Sinne des Wortes Mauern sprengen müssen. Hinter den Fassaden eines Jugendgefängnisses werden Joes Wunsch nach Freiheit und die Sehnsucht nach Nähe zu seinem Mitgefangenen William in vielen Situationen radikal und zum Teil gewaltsam beschränkt. Wie wird Enge per Bildsprache erzeugt und wie der Wunsch nach Freiheit und Zärtlichkeit ins Bild gesetzt? Wie wird die Darstellung der Erzieher*innen im Film empfunden? Hierzu können die Dialoge untersucht werden, die zwischen den Jugendlichen und den Erwachsenen stattfinden. Wie werden Machtgefälle – aber auch Empathie – sprachlich und szenisch inszeniert? Und welche Rolle spielt Musik im Film und im Leben der Hauptfigur? Die Reise der emotionalen Emanzipation der beiden Protagonisten findet ihre Übersetzung in verschiedenen künstlerischen Ausdrucksformen: Camera-Obscura-Aufnahmen, Tätowierkunst, Tuschezeichnungen, Tanz und Rap werden zum Spiegel der Gefühls- und Gedankenwelt der jungen Männer. LE PARADIS wird dabei gleichermaßen zur differenzierten Kritik an einer Institution wie zur Projektionsfläche eines Ortes, an dem sich Unterschiede wie Klasse, Herkunft, sexuelle Orientierung, die in unserer Gesellschaft oft zur Trennung dienen, verbinden und sozial konstruierte Mauern einreißen.