Der siebenjährige Joey lebt in New York, liebt Pferde und wäre gerne ein richtiger Cowboy. Als er mit seinem großen Bruder Lennie einen Tag alleine ist, heckt dieser einen Streich aus. Joey glaubt daraufhin, Lennie getötet zu haben und flieht. Mit sechs Dollar in der Tasche strandet er allein in Coney Island. Im Vergnügungspark am Südstrand von Brooklyn taucht er in der Masse unter und verliert sich im Spiel. Bald schon hat er vergessen, dass er vermeintlich auf der Flucht ist. Er fährt Karussell, übt Dosenwerfen, isst Zuckerwatte, reitet Pony und beobachtet die Menschen um sich herum. Doch dann beginnt sich der Ponybesitzer Jay zu wundern und Lennie alles daran zu setzen, seinen kleinen Bruder wiederzufinden.
In einer Kombination aus neugierig-staunendem Spiel und dokumentarischem Blick erzählt LITTLE FUGITIVE von den Abenteuern eines kleinen Ausreißers. Gedreht mit Laiendarsteller*innen und einer 35mm-Handkamera, die sich Kameramann Morris Engel an der Hüfte anbrachte, wurden eindrucksvolle Schwarz-Weiß-Aufnahmen eingefangen, die die Welt aus Kinderaugen zeigen – mit Erwachsenen ohne Köpfe, Buden und Fahrgeschäften aus der Untersicht und beobachtenden Detailaufnahmen. Die ausschnitthafte, kindliche Wahrnehmung der Welt wird auf der Tonebene verstärkt. Geräusche, Musik und die nur kurzen Dialoge lenken den Blick auf das Einzelne im großen Ganzen. LITTLE FUGITIVE bietet je nach Zielgruppe unterschiedliche Gesprächsanlässe. Mit jüngeren Kindern kann über Geschwisterbeziehungen, Abenteuer oder das Motiv des Ausreißens gesprochen werden. Für höhere Klassenstufen öffnet der Film als Zeitdokument wertvolle Einblicke in die Alltags- und Freizeitgesellschaft der damaligen Zeit.