Die Regisseurin Olga Kosanović geht in ihrem Dokumentarfilm der Frage nach, warum ihr Antrag auf die österreichische Staatsbürgerschaft abgelehnt wird, obwohl sie seit ihrer Geburt in Wien lebt. Aus einer Mischung von Dokumentation, Performance, Interviews und Archivmaterial wird eine lustige, oft absurde und sehr detaillierte Beschreibung des österreichischen Systems rund um Staatsbürgerschaft.
Dass trockene Verwaltungsabläufe und Statistiken über eine für besonders erschwerte Einbürgerungen bekannte Republik filmisch spannend dargestellt werden können, beweist NOCH LANGE KEINE LIPIZZANER mit seiner abwechslungsreichen Ästhetik. Im Retro-Look beeindruckt das Filmset mit einer Glücksspielshow, einem eigens für den Film gestalteten Brettspiel, animierten Illustrationen und Interviews mit Expert*innen und Bürger*innen. Olga Kosanović filmt Behördengänge, lässt dort stattfindende, absurde Gespräche mit der personifizierten Bürokratie nachspielen und hinterfragt stets das Wahrzeichen der Nation – die Pferderasse der Lipizzaner – und das sogenannte ‚Wir‘. Die Filmemacherin geht anfangs von ihrer eigenen Geschichte aus, rückt aber zunehmend aus dem Bild, um andere Stimmen erhören zu lassen. Ob mit oder ohne österreichische Staatsbürgerschaft, beantworten sie dabei ihre bohrenden Fragen über Zugehörigkeit, Staatsangehörigkeit, Chancengleichheit, Demokratie und was es denn wirklich bedeute, Österreicher*in zu sein. Die kollektive Antwort ist unterhaltsam, ernüchternd und skurril zugleich.