Kokon

Kokon (c) Salzgeber
Kokon (c) Salzgeber

Spielfilm, Deutschland 2020, Regie: Leonie Krippendorff, 94 min ab Klasse 8

Die Gleichzeitigkeit der Herausforderungen des Erwachsenwerdens

Es ist der heißeste Sommer seit der Wetteraufzeichnung am Kotti, stickig und klebrig. Die 14-jährige Nora zieht mir ihrer großen Schwester und deren Freund*innen um die Häuser. Sie ist mittendrin und doch am Rand. Sie beobachtet die Welt um sich herum und sich darin. Für sie ist es eine Zeit der Metamorphose vom Kind zur jungen Erwachsenen. Die erste Menstruation, neu wahrgenommene Körperlichkeit, sexuelles Begehren. Nora begegnet der faszinierenden Romy und verliebt sich. Es gibt gebrochene Herzen und Konflikte. Und es geht weiter. Während sich ihre Raupen im Glas zu Schmetterlingen verwandeln, lässt Nora das Kind in ihr hinter sich, nabelt sich von ihrer Schwester und medialer Selbstdarstellung ab, sucht und findet sich selbst.

Wie im echten Leben, stellen sich auch in KOKON die Herausforderungen des Erwachsenwerdens nicht nach und nach, sondern alle auf einmal. Dabei werden auch unangenehme oder tabuisierte Themen mit Selbstverständlichkeit behandelt. Sonnendurchflutete Bilder und warme Farben transportieren aufkeimende Begierde und Sinnlichkeit. Eine poetisch-symbolische Bildsprache bietet einen offenen Zugang zu Fragen, die jede*r für sich beantworten muss. Verhandlungen medialer, sozialer und sexueller Identitätskonstruktion und -findung durchziehen die Handlung des Films. Immer wieder bettet der Film auch Sequenzen aus Smartphone-Aufnahmen mit Audiokommentar ein. In einer Form zwischen Video-Tagebuch und Social-Media-Post übertragen sie Noras Wahrnehmung und Entwicklung – ebenso wie die metaphorische Erzählung von Noras Raupen, die gleichfalls den Schritt in die nächste Lebensphase gehen.

„Meine Arbeit besteht unter anderem darin, Kinovorführungen für Schulen zu organisieren. Gewöhnlich halten Menschen das für eine sinnvolle Tätigkeit, manchmal werde ich dafür sogar beneidet. Während der Corona-Pandemie hingegen, war davon nichts zu verspüren, stattdessen kam von allen Seiten eher Mitleid. Die Kinos monatelang dicht, die Schulen im Wechsel- und Distanzunterricht, von Woche zu Woche mit anderen Vorgaben. Einen Traumjob stellte ich mir anders vor. Am liebsten hätte ich mich in einen Kokon verkrochen, um eines (hoffentlich nahen) Tages als Schmetterling in voller Pracht und mit ganz viel neuer Kraft aus dem Lockdown aufzuerstehen.  Genau das hatten wir auch mit KOKON vor, der im Februar 2020 auf der Berlinale seine Premiere feierte. Im Sommer 2020 kam der Spielfilm von Leonie Krippendorff als einer der ersten Titel nach dem Ende des Lockdowns in die deutschen Kinos. Als einer unserer Lieblingsfilme des Jahres sollte er im Herbst 2020 die SchulKinoWochen Berlin auf der großen Leinwand eröffnen. Es kam leider ganz anders: zweiter Lock-Down, erneute flächendeckende Schul- und Kinoschließungen. Wenn ich den Film heute sehe, dann denke ich an all das, was wir in dieser Zeit entbehren mussten, aber auch die vielen Dinge, die wir stattdessen ausprobiert haben, und die teilweise auch heute noch unsere Filmbildungsarbeit bereichern. Aber am meisten freue ich mich, dass wir den Film zum SchulKinoWochen-Jubiläum wieder auf die große Leinwand bringen und gemeinsam im Kinosaal erleben können! „

Michael Jahn, Projektleiter der bundesweiten SchulKinoWochen bei VISION KINO

Begleitmaterial zum Film:

FilmTipp von VISION KINO

Unterrichtsmaterial zum Film

Film des Monats auf Kinofenster.de

Digitales Interview mit Regisseurin Leonie Krippendorff

KinoTagDatumUhrzeitFilmzu GastZur Anmeldung
Yorck & New Yorck - KreuzbergDi21.11.10:00KokonMit FilmgesprächMit GastSzenografin Josefine Lindnerzur Anmeldung
Filmtheater am FriedrichshainMo27.11.10:30Kokonzur Anmeldung
delphi LUX - CharlottenburgFr01.12.10:15Kokonzur Anmeldung

OmU Original mit Untertiteln
Mit Filmgespräch Mit Gast Mit Workshop
Mit Kinoseminar der Bundeszentrale für politische Bildung