Dokumentarfilm, Dänemark/Deutschland 2021, Regie: Louise Detlefsen, 100 min – ab 8. Klasse
Das Konzept der „Umsorgung“ – Würde und Nähe in der Langzeitpflege
In „Dagmarsminde“ gibt es immer wieder Anlass für Kaffee, Kuchen und ein Gläschen Sekt: Neue Mitbewohner*innen werden willkommen geheißen, andere feiern Geburtstag oder Hochzeitstag oder es wird auf einen eben verstorbenen Menschen angestoßen. Das dänische Pflegeheim sticht weniger durch seine idyllische Lage als vielmehr durch sein einzigartiges Pflegekonzept hervor. Gründerin und Leiterin May Bjerre Eiby nennt es „Umsorgung“: Statt Ruhigstellung und Medikamenten gibt es für die elf demenzkranken Bewohner*innen Nähe, Mitgefühl und immer ein offenes Ohr. Mit viel Geduld wird sich um die Menschen gekümmert, denen das Gedächtnis zunehmend verloren geht; die mit Wut, Unruhe und Trauer zu kämpfen haben. Angehörige werden aktiv eingebunden. Obwohl das Heim nicht mehr Mittel zur Verfügung hat als andere und seine Bewohner*innen nicht reich sind, bleiben bei aller Pflegebedürftigkeit Lebensqualität und Würde im besonderen Maße erhalten.
Was heißt es, zu altern, krank, pflegebedürftig zu sein? Wie möchten heute junge Menschen im Alter selbst wohnen, leben und umsorgt werden? Wie ist der Pflegeberuf in Film und Gesellschaft charakterisiert? Ganz auf das positive Beispiel der „Umsorgung“ fokussiert, übt der Film keine direkte Kritik am Gesundheits- und Pflegewesen, sondern setzt auf konstruktive Impulse und ein besseres Verständnis für Demenzkranke Menschen und die verantwortungsvolle Arbeit in der Altenpflege – wie diese sein sollte, aber selten ist. Auf Off-Kommentar und Interviews wird zugunsten begleitender Nähe und damit erzeugter Authentizität verzichtet. Die ruhige Kamera vermittelt in vielen Groß- und Detailaufnahmen Intimität ohne Privatsphäre zu verletzen.
Begleitmaterial zum Film:
OmU Original mit Untertiteln
Mit Filmgespräch 
Mit Gast 
Mit Workshop
Mit Kinoseminar der Bundeszentrale für politische Bildung