Rückblick auf die SchulKinoWochen Berlin 2020

Digitale Eröffnung mit Jella Haase (c) SchulKinoWochen Berlin_Robert Paul Kothe
Digitale Eröffnung mit Jella Haase (c) SchulKinoWochen Berlin_Robert Paul Kothe

Wie durch die Kinoschließungen die Klassenzimmer zu Kinos wurden

Zwei Wochen lang haben die SchulKinoWochen die Berliner Klassenzimmer in Kinos verwandelt. Zwar ohne Kinosessel, große Leinwand und das besondere Gemeinschaftserlebnis, aber mit Filmsichtungen, digitalen Filmgesprächen und Videogrüßen von Gästen!

Eigentlich ermöglichen die SchulKinoWochen jedes Jahr Filmbildung und kulturelle Teilhabe am Kulturort Kino. Durch die Corona-bedingten Kinoschließungen mussten wir die Filmvorführungen, die in über 30 Kinos der Stadt geplant war, dieses Jahr kurzfristig in die Schule verlegen. Mit einem Ersatzangebot konnten  vom 13. bis 27. November dennoch schätzungsweise mehr als ein Drittel der ursprünglich knapp 17.000 angemeldeten Schüler*innen und ihre Lehrkräfte erreicht werden.

Digitale Eröffnung

Schauspielerin Jella Haase (c) SKW Berlin / Robert Paul Kothe

Die Eröffnung, die eigentlich im City Kino Wedding hätte stattfinden sollen, wurde kurzerhand ins Digitale verlegt. Schauspielerin Jella Haase, die ins Kino gekommen wäre, um mit den Schüler*innen über den Film KOKON von Leonie Krippendorff zu sprechen, hat sich am Rande des Drehs für den digitalen Eröffnungsclip an die Berliner Schüler*innen gewandt und auf die Bedeutung des Kulturorts Kino aufmerksam gemacht. „Das Kino hat es durch die Beschränkungen nochmal viel schwerer, weil viel weniger Leute ins Kino kommen können. (…) Ich hoffe sehr, dass ihr alle weiterhin gerne ins Kino gehen werdet und helft, diese magische Spielstätte am Leben zu halten.“

Kinoklassenzimmer

Unser Schulkinoklassenraum

In den darauffolgenden Wochen verwandelten Grund- und Oberschulklassen in allen Berliner Bezirken das Klassenzimmer zum Kino. Das Ersatzangebot, das nach Bekanntgabe der Kinoschließungen auf die Beine gestellt wurde, konnte und wollte das Kinoerlebnis nicht ersetzen. Es ist damit aber dennoch mehreren tausend Berliner Schüler*innen die Chance gegeben worden, Filme zu entdecken, die sie sonst nicht gesehen hätten und das Kino – das sonst so selbstverständlich da ist und nun fehlte – als Kulturort zu begreifen. Dass dieses Vorhaben aufgegangen ist, wurde in den Rückmeldungen der Lehrer*innen und Schüler*innen deutlich, die uns in den letzten zwei Wochen erreichten: „Wir haben die bequemen Kinosessel und die aufgeregte Atmosphäre im Dunkeln […] vermisst und empfanden dennoch adäquaten Filmgenuss“, heißt es aus einer Grundschule aus dem Hansaviertel nach der Sichtung von DER FALL MÄUSERICH. Auch Jugendliche einer Kreuzberger Schule, die den Eröffnungsfilm KOKON sahen, meinten, „dass natürlich das Klassenzimmer nicht das Kino ersetzt und im Kino eine noch schönere Stimmung herrscht“, aber unter diesen Umständen sei die Filmvorführung im Klassenzimmer „ein guter Ersatz gewesen“.

Die Publikumslieblinge

         

Bis zu den Kinoschließungen im November hatten sich über 400 Klassen zu den SchulKinoWochen angemeldet. Die Liste der bestgebuchten Filme führt in diesem Jahr DER FALL MÄUSERICH von Simone van Dusseldorp an. Mit rund 1.000 Buchungen begeisterten sowohl die Dokumentarfilme AMAZIONIA – ABENTEUER IM REGENWALD von Thierry Ragobert und 2040 – WIR RETTEN DIE WELT von Damon Gameau, als auch der Tanzfilm INTO THE BEAT – DEIN HERZ TANZT von Stefan Westerwelle Berliner Schüler*innen und ihre Lehrkräfte. 

Zu den bestgebuchten Filmen für Oberschulklassen zählten in diesem Jahr die Spielfilme KOKON von Leonie Krippendorff, THE PEANUT BUTTER FLACON von Michael Schwartz & Tyler Nilson, BERLIN ALEXANDERPLATZ von Burhan Qurbani und der Dokumentarfilm THE CLEANERS von Hans Blok & Moritz Riesweck. Ein Großteil der Publikumslieblinge war auch im Ersatzangebot zu sehen.

Digitale Einführungen und Unterrichtsideen

(c) SchulKinoWochen Berlin / Robert Paul Kothe

Ergänzend zu den Filmsichtungen wurden digitale Einführungen, Interviews mit Filmschaffenden und Videogrüße mit Gästen zur Verfügung gestellt, um die Filmgespräche im Klassenzimmer zu unterstützen. In den kurzen Clips und Beiträgen sprachen u.a. Schauspielerin Jelle Haase und Regisseurin Leonie Krippendorff über den Berlin-Film KOKON. Filmvermittler*innen referierten über Rassismus und Schwarzes Leben im US-Kinofilm oder stellten Filme wie Johannes Schaafs Klassiker MOMO oder AWAY – VOM FINDEN DES GLÜCKS von Gints Zilbalodis vor. Auch Fachexpert*innen kamen digital zu Wort: So sprach Dr. Daniela Weible vom Thünen-Institut Braunschweig über den Film 10 MILLIARDEN – WIE WERDEN WIR ALLE SATT? und darin thematisierte Fragen der Welternährung. Ihr Kollege Prof. Martin Banse sprach über Zukunftsvisionen im Film 2040 – WIR RETTEN DIE WELT.

Darüber hinaus standen Materialien und Unterrichtsideen bereit, die dazu animierten, sich mit Kinokultur auseinanderzusetzen und film- und kinowirtschaftliche Zusammenhänge kennenzulernen. Die Lehrer*innen zeigten sich dankbar, dass sie die Möglichkeit erhielten, auch mit jungen Kindern Rezeptionsgewohnheiten zu thematisieren oder mit Jugendlichen über Verwertungsketten zu sprechen.

Ausblick & SchulKinoWochen Berlin 2021

Ohne die Kinos hat den SchulKinoWochen definitiv des Herzstück gefehlt! Wir freuen uns daher schon sehr die Berliner Schüler*innen im nächsten Jahr wieder im Kino begrüßen zu dürfen! Im Herbst 2021 gehen die SchulKinoWochen Berlin dann in die 18. Rundeund laden vom 12.-26. November 2021 wieder zu zwei Wochen voller großer Kinomomente ein!


Fotonachweis:

Foto 1: SchulKinoWochen Berlin/Robert Paul Kothe – Foto 2: Berliner Kinoklassenzimmer – Foto 3: SchulKinoWochen Berlin/Robert Paul Kothe.